Mit Geduld und Spucke

(Mit Geduld und Spucke
klappt‘s auch nicht immer)

Die Kaninchen gruben Löcher
in den Rasen noch und nöcher.
Manch werdende Kaninchenmutter
hält Ausschau schon nach gutem Futter.
Man muß den Nachwuchs ja ernähren;
so wird er stark und kann sich wehren.

Die Väter gruben schon mal Gänge,
denn sonst gibt‘s zu viel Gedränge
in der Kaninchen-Unterwelt.
Jeder Fachmann deshalb zählt
mit klugem Ratschlag und mit Taten.
(Sonst gibt‘s zu oft Kaninchenbraten;

denn man wird ganz leicht gefangen,
um in die Bratenpfanne zu gelangen.)
Da will man ja nun auch nicht rein,
und deshalb muß man wachsam sein.
Lauert Gefahr, dann nichts wie weg.
Kommt man davon mit einem Schreck,

dann hoppelt man durch‘s grüne Gras
und denkt: nanu, was war denn das?
Im Leben findet man nur selten Ruh‘.
Man wundert sich zu oft: NANU, NANU!
Wie oft liegt ständig einer auf der Lauer!
Die Frage stellt sich eben: wer ist schlauer?

Geduldig saß der dicke Kater Archibald
bei jeder Witterung, egal ob warm, ob kalt,
vor dem Kaninchenloch am Fliederstrauch.
Das wußten aber die Kaninchen auch.
„Freundchen – da kannst du aber lange sitzen.
Wir werden durch den Nebenausgang flitzen.“

So lag er stundenlang nun auf der Lauer,
er war hungrig und entsprechend sauer.
Kein Karnickelschwanz ließ sich hier sehen!
Erstmal muß man das ja auch verstehen.
Geduldig ausgeharrt, wachsam, gespannt!
Wo sind die Biester denn nun hingerannt?

Man hört nichts aus dem Bau. Und stumm
hocken die da unten sicherlich nicht rum.
„Sind sie entkommen, stellen sie sich tot?
Ich hab‘ Kohldampf. Ich will Abendbrot“
Das wird nichts mehr, ich geh‘ nach Haus.
Möglicherweise treffe ich noch eine Maus.

Ein schlechter Tag für‘n Kater Archibald.
Es wird schon dunkel, regnet und ist kalt.
Kein Mucks zu hören im Kaninchenloch.
Zuhause sind sie aber sicher alle noch?
„Aber morgen, da könnt ihr was erleben.
Ich werde mich auf Wachposten begeben,

gleich in der Früh‘. Am Vormittag, um Zehn.
Da paß ich auf! Wir werden weiter sehen!
Ich fange euch, ihr hoppelnden Gesellen.
Ich werde euch schon eine Falle stellen!
Vor Hunger bin ich schon ganz matt.
Zuhaus gibt‘s wie ständig Kittekat.“

Dann schläft er ein, der arme alte Kater.
Am nächsten Tag beginnt dann das Theater
wieder auf‘s neue. Das muß wohl so sein.
Man fällt doch regelmäßig wieder rein.
Mit Starrsinn liegt so mancher auf der Lauer.
Trotzdem gibt‘s welche, die sind schwächer,

ABER SCHLAUER

Über hildegardlewi

... ist 1934 in Berlin geboren und sozusagen „Geprüfte Berlinerin“. Vorkriegsjahre, Kriegsjahre, Blockade, Nachkriegsjahre, die Zeit der Mauer und die Zeit nach ihrem Fall. Lange Berufsjahre, drei Kinder, drei Enkelkinder, die Begegnungen mit vielen unterschiedlichen Menschen und schließlich die Wiedervereinigung, das sind viele ernste – und weniger ernste Geschichten. Manche Leute führen ein Tagebuch. Ihr Tagebuch sind Gedichte. Die ihr spontan aus dem Kopf über die Lippen purzeln und die sie dann schnell einfängt und aufschreibt. Nachdenkliche, sicher, die meisten aber sind zum Lachen. Wie sonst könnte man dies schrecklich schöne Leben aushalten? Viel Vergnügen
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