Herbst

Die Bäume könn‘ ja nicht dafür;
bald steht der Winter vor der Tür.
Und wenn sie noch so sehr sich wehren,
die Bitten wird kein Sturm erhören.
Los, los – so fordert er dann mitunter:
„schmeißt endlich euren Krempel runter“

Noch wehren sie sich: „Nö, ach Nö!
Wir ha‘m noch keine Lust auf Schnee.“
Der Sturmwind findet das zu lachen:
„Ich werd‘ euch gleich Bewegung machen!“
Dann pustet er bei frost‘gem Wetter
noch einmal kräftig durch die Blätter.

Sieht sich die kahlen Äste an.
Es hängt kein einz‘ges Blatt daran.
Dann träumt er ganz versonnen:
der Winter kann jetzt kommen!
Nur keine Angst. Im nächsten Jahr
wird slles so, wie‘s immer war.

(Vorausgesetzt, der Mensch
funkt nicht dazwischen

Über hildegardlewi

... ist 1934 in Berlin geboren und sozusagen „Geprüfte Berlinerin“. Vorkriegsjahre, Kriegsjahre, Blockade, Nachkriegsjahre, die Zeit der Mauer und die Zeit nach ihrem Fall. Lange Berufsjahre, drei Kinder, drei Enkelkinder, die Begegnungen mit vielen unterschiedlichen Menschen und schließlich die Wiedervereinigung, das sind viele ernste – und weniger ernste Geschichten. Manche Leute führen ein Tagebuch. Ihr Tagebuch sind Gedichte. Die ihr spontan aus dem Kopf über die Lippen purzeln und die sie dann schnell einfängt und aufschreibt. Nachdenkliche, sicher, die meisten aber sind zum Lachen. Wie sonst könnte man dies schrecklich schöne Leben aushalten? Viel Vergnügen
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4 Antworten zu Herbst

  1. gkazakou schreibt:

    ich möchte jeden Tag ein :Toll! dazusetzen. Aber das wär ein bisschen eintönig. Also heute: super. .

  2. alphachamber schreibt:

    Hallo, Sie haben meine Mutter wieder zum Lachen gebracht. Danke, für die lustigen aber auch hintersinnigen Verse. Ich lese ihr immer wieder mal vor (aus Asien über Skype – sie hat kein Internet).
    LG

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