Ein Karpfen schwamm im Teich herum
und fand es auf die Dauer dumm,
daß Abwechslung kaum war geboten.
Nur hin und wieder sah er Poten,
wenn Enten schwammen hin und her.
Oft sagt er sich: was will man mehr!
Doch manchmal dacht er: so ein Mist,
weil es stinklangweilig hier ist.
Nix los. Paar Enten, mal ein Schwan.
Gelegentlich auch mal ein Kahn.
Im Kahn die Leute unterdessen
erzählen sich: „Au fein, wir essen
den Karpfen zur Silvesternacht.
Da wird er schön zurechtgemacht
und wird uns schmecken. Deliziös.“
Vor Freude ist man ganz nervös.
Und ganz nervös wird nun der Fisch.
Soll landen er auf einem Tisch?
Man droht damit, ihn aufzuessen.
Der Schock hat ziemlich tief gesessen.
Verzweifelt dreht er seine Runden
und zählt die letzten Lebensstunden.
Der Kahn zieht wieder über‘n See.
Die Leute reden, ach herrjeh,
und Otto sagt zu Erika:
„Fisch hatten wir ja letztes Jahr,
deshalb würd‘ gern ich dazu raten:
wir machen einen Wildschweinbraten.“
Der Vorschlag wurde angenommen.
Der Karpfen ist davongekommen.
Er wird sich langweilen, Enten zählen
und sich so durch die Jahre quälen.
Denn immer zur Silvesterzeit
denkt er: nun ist es bald soweit,
da haben sie es nicht vergessen
und wollen wieder Karpfen essen.
Doch kochen sie was anderes, dann
fängt dieses Spiel von vorne an…..