Vergängliche Kunst

Kunst ist hinlänglich
recht schnell vergänglich.

Mit eimerweise bunter Farben
und Pinsel in verschiedener Stärke

ist er hier eines Tages angekommen,
um zu beginnen seine Wunderwerke.

Was hat er über Nacht geschaffen!
Berauschend ist die Farbenpracht.

Und alles ohne Pläne, ohne Skizzen,
aus dem Gedächtnis so gemacht.

Und wenn an kühlen, klaren Tagen
die Sonne taucht in goldenes Licht,

was fantasievoll er so hat gestaltet,
weiß man auch: Schöneres gibt es nicht.

Jedoch kommt irgendwann der Tag,
da ist‘s vorbei mit all dem Zauber.

Verfault und matschig alle Pracht.
Wer kommt nu und macht alles sauber?

Dem Künstler ist es ziemlich schnuppe,
denn er entwirft, denn er gestaltet nur.

Und wenn sein Kunstwerk sich nun auflöst,
gibt‘s reichlich Arbeit für die Müllabfuhr.

„Ich bin der Künstler“ sagt er lässig,
„ich mach die Kunst! Die Kunst macht Dreck.

Ihr hattet schließlich eure Freude.
Nun macht den Dreck auch wieder weg!“

Über hildegardlewi

... ist 1934 in Berlin geboren und sozusagen „Geprüfte Berlinerin“. Vorkriegsjahre, Kriegsjahre, Blockade, Nachkriegsjahre, die Zeit der Mauer und die Zeit nach ihrem Fall. Lange Berufsjahre, drei Kinder, drei Enkelkinder, die Begegnungen mit vielen unterschiedlichen Menschen und schließlich die Wiedervereinigung, das sind viele ernste – und weniger ernste Geschichten. Manche Leute führen ein Tagebuch. Ihr Tagebuch sind Gedichte. Die ihr spontan aus dem Kopf über die Lippen purzeln und die sie dann schnell einfängt und aufschreibt. Nachdenkliche, sicher, die meisten aber sind zum Lachen. Wie sonst könnte man dies schrecklich schöne Leben aushalten? Viel Vergnügen
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