Da muß ick janich übalejen…..

Da muß ick janich überlejen…

-und was trinkst du, auch noch ein Bier?
„Na, janz bestimmt. Wär ick sonst hier?
Ick trinke erst ma noch ne kühle Molle,
denn jeh’ ick friedlich heim zu meine Olle.“

Drei Kollegen kamen nebenan vom Bau;
nahmen’s heute mit der Zeit nicht so genau.
Zur Stärkung aßen sie erst eine Currywurst,
und das Helle löschte dann sofort den Durst.

„Manne, du siehst aus, als hätteste Probleme.“
„Seh’ ick so aus? Naja, wer hat heut’ keene.
Aber det man mir det ooch gleich anseh’n tut;
also, det finde ick nu wieder nich so jut.“

„Nu laß mal hören wat dir Kummer macht.
Haste etwa schlecht jeschlafen letzte Nacht?“
„Ach wat. Ick schlafe jut. Det jibt mir’n Rest,
det ewije Theater mit Luise ihren Wiejenfest.“

„Da frachma Anton. Stimmt’s? bei deine Frau
spielt sich ooch sowat ab. Und janz jenauuu!“
„Na ja, im Lauf der Zeit gewöhnt man sich.
Doch so richtich Freude macht es eben nich!“

„Na siehste! Jedet Jahr isset die gleiche Leier.
Inzwischen jeht et mir jewaltich uff die Eier.
Wie machst du det mit deine kleene Ilse bloß?
Bei euch zuhause ist so jut wie nie wat los!“

Das Stehen am Biertisch ist ermüdend. Matt
bestellen die drei Bauhandwerker noch Salat
und paar Buletten, extrascharfen Senf dazu.
Derweil sie essen, ist vorübergehend Ruh.

„Also, Kutte, du hast ja Übung, weeßt Bescheid.
Mir tut et ja auch meistens ordentlich leid,
wenn ick mit det Luischen immer meckern tue.
Aber det Weibsbild jibt halt einfach keene Ruhe.

Nu ha’k jesacht: mir is et janz ejal, koof dir det Ding.
Wenn du ihn jerne möchtest, diesen blöden Ring,
na bitte. Nu haste aber leider nur zehn Finger,
zu wat brauchste denn so ville von die Dinger?

Jetz isse injeschnappt.Jetz isse sauer, die Luise.
Ick bin der olle Bösewicht. Ick bin nu der fiese,
der von DEN WÜNSCHEN EINER FRAU nichts weiß!
Wat redet denn die Frau auf einmal für nen Scheiß!“

„Mensch Manne, laß ihr doch. Wenn es ihr freut!
Du hast doch eure Ehe ooch bis jetzt noch nich bereut.
Det jibt ja Frauen, die haben janz andre Wünsche.
Nischt los mit die. Allet oberflächlich.Allet Tünche.

Nu jeh ma heeme. Luise wartet mit det Essen.
Nu haste leider dir schon reichlich vollgefressen.
Und jetrunken haste ja ooch schon paar Biere.
Willste nachhause jehn wie’n Hund uff alle Viere?“

Der Anton zahlt; man wankt – aber nicht sehr.
Die Dreie kommen ganz bestimmt noch öfter her.
Nach Feierabend. Doch sicher auch nicht allzu spät.
Ich würd’ gern da sein .Hören, wie es weitergeht…

Über hildegardlewi

... ist 1934 in Berlin geboren und sozusagen „Geprüfte Berlinerin“. Vorkriegsjahre, Kriegsjahre, Blockade, Nachkriegsjahre, die Zeit der Mauer und die Zeit nach ihrem Fall. Lange Berufsjahre, drei Kinder, drei Enkelkinder, die Begegnungen mit vielen unterschiedlichen Menschen und schließlich die Wiedervereinigung, das sind viele ernste – und weniger ernste Geschichten. Manche Leute führen ein Tagebuch. Ihr Tagebuch sind Gedichte. Die ihr spontan aus dem Kopf über die Lippen purzeln und die sie dann schnell einfängt und aufschreibt. Nachdenkliche, sicher, die meisten aber sind zum Lachen. Wie sonst könnte man dies schrecklich schöne Leben aushalten? Viel Vergnügen
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